Hessisches Curriculum zur Vermeidung freiheitsentziehender Maßnahmen nach dem HGBP
Selbstbestimmte Lebensführung ist ein sehr hohes Gut. Über den Aufenthaltsort frei zu entscheiden und sich nach eigenen Vorstellungen frei zu bewegen, ist elementarer Ausdruck der menschlichen Freiheit. Sie gehört in allen Lebenslagen – unabhängig vom Alter, von der rechtlichen Vertretungsnotwendigkeit und vom Grad der Hilfsbedürftigkeit – zu einer menschenwürdigen Alltagsgestaltung. Mit dem Hessischen Curriculum zur Vermeidung freiheitsentziehender Maßnahmen nach dem Hessischen Gesetz über Betreuungs- und Pflegeleistungen (HGBP) wurde bereits vor einigen Jahren mit Fördermitteln des Hessischen Ministeriums für Familie, Senioren, Sport, Gesundheit und Pflege ein Schulungskonzept erarbeitet, in dem diese Grundsätze verankert sind und interdisziplinär fachlich dargestellt werden. Das Curriculum dient als Leitfaden für Schulungen für alle Fachkräfte, die mit dem Thema der freiheitsentziehenden Maßnahmen beschäftigt sind und wird kontinuierlich weiterentwickelt.
Fortbildungen zur Vermeidung freiheitsentziehender Maßnahmen
Beschäftigte sowohl in der Altenpflege als auch in der Behindertenhilfe sowie Ärzte und ehrenamtlich oder beruflich im Betreuungsrecht Tätige sind auf eine gute Kooperation angewiesen, insbesondere, wenn es um Anträge für Betreute zur Genehmigung freiheitsentziehender Maßnahmen (Bettgitter, Gurte, Therapietische etc.) in stationären Einrichtungen der Alten- oder Behindertenhilfe geht. Vor dem Hintergrund aktueller Rechtsprechung und den im Hessischen Gesetz über Betreuungs- und Pflegeleistungen aufgeführten Anforderungen zur Vermeidung freiheitsentziehender Maßnahmen (FeM) wird deutlich, dass sich sowohl die Rechts- als auch die Pflegepraxis intensiv mit dieser Thematik auseinandersetzen muss.
Jede Person, die unmittelbar oder mittelbar an diesem Verfahren beteiligt ist, steht bei der Entscheidung für oder gegen Zwangsbehandlungen bzw. FeM vor schwierigen Abwägungen.
Die Fortbildungsreihe ist in Modulen aufgebaut. Jedes einzelne Modul ist eine in sich abgeschlossene Fortbildungsveranstaltung. Rechtliche, medizinische, pflegefachliche und berufsethische Fragestellungen, aber auch Konfliktmanagement und Kommunikationstechniken sollen im interdisziplinären Diskurs bearbeitet und so die Netzwerkarbeit auf unterschiedlichen Ebenen intensiviert werden. Am Beispiel des „Werdenfelser Weges“ und des Projektes „ReduFix“ sowie anhand von Fallbesprechungen wird aufgezeigt, wie es gelingen kann, freiheitsentziehende Maßnahmen auf ein Minimum zu reduzieren und allen Beteiligten Rechtssicherheit zu gewährleisten.
Die Fortbildung wird in Kooperation mit den Bonifatiushaus Fulda angeboten. Aktuelle Terminhinweise finden Sie unter www.bonifatiushaus.de